Wir vergessen nicht!

Hanau: Gewerkschaften vor Ort auf der Kundgebung der „Initiative 19. Februar Hanau

Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun, Said Nesar Hashemi und Fatih Saraçoğlu. Das sind die Namen der 9 jungen Menschen, die am 19. Februar durch ein rechtsextremes, rassistisches Attentat aus dem Leben gerissen wurden. Am 22. August, ein halbes Jahr später, fand auf dem Freiheitsplatz in Hanau eine Kundgebung statt, bei der es darum ging, zu gedenken, aber auch darum, Konsequenzen zu fordern – nach Gerechtigkeit, Aufklärung und einem entschiedeneren Kampf gegen Rassismus.

Aufgerufen dazu hatte gemeinsam mit Angehörigen die „Initiative 19. Februar Hanau“, die die betroffenen Familien unterstützen und politisch gegen das Vergessen, für Aufklärung kämpfen. Auch der DGB Südosthessen mit Büro in Hanau war von Anbeginn bei der Gründung der Initiative organisatorisch involviert.

In der letzten Monaten konnte man durch Bereitstellung von Räumen die Initiative unterstützen, für die geplante Demo am 22. August hatte man die Mitglieder mobilisiert, erklärt der DGB-Jugendbildungsreferent, Martin Hünemann. Die große Demo wurde dann Corona-bedingt abgesagt. Stattdessen die Kundgebung mit rund 250 Menschen, die dann live im Netz übertragen wurde. Martin Hünemann, auch die DGB-Regionsgeschäftsführerin Tanja Weigand und weitere Kolleg*innen waren dabei. „Für mich ist das erstmal eine Motivation, die aus der persönlichen Erschütterung über die Vorfälle kommt“, erzählt Hünemann. Politisch müsse es darum gehen, dass die Aufarbeitung nicht ende, sondern weitergehe. Wichtig sei die Unterstützung der Angehörigen: „Als Gewerkschaften ist jetzt von uns ganz konkret Solidarität gefordert.“ Gesamtgesellschaftlich müsse man die Stimme der von Rassismus Betroffenen stärken und selbst klare Haltung zeigen: „Rassismus im Alltag gilt es entgegenzutreten, egal, wo er auftritt.“

So sieht das auch Jasmina Petković. Die Vorsit­zende des ver.di-Landesmigrationsausschusses Hessen war gemeinsam mit ver.di-Kolleg*innen des Migrationsausschusses Frankfurt und Region auf der Kundgebung. Die Ansprachen der Angehörigen haben sie sehr berührt: „Es braucht ein würdiges Gedenken und ein sichtbares Erinnern im öffentlichen Raum.“ Von Hanau gehe auch der Auftrag aus, entschiedener zu handeln, denn: „Der Rassismus ist weiterhin da und spaltet die Gesellschaft.“ Man müsse sich verstärkt auch mit Diskriminierung und Rassismus in Behörden beschäftigen, das ginge aber nur im Dialog miteinander. Die Initiative 19. Februar Hanau wirft den Behörden Versagen vor, unter anderem weil der Täter als bekennender und bekannter Rassist weiterhin einen Waffenschein besitzen durfte. Die Initiative hat sich das Versprechen gegeben, weiter zu kämpfen, bis alles lückenlos aufgeklärt und politische Konsequenzen gezogen wurden.

v.l. Alexander Klein, stellvertr. Geschäftsführer des ver.di-Bezirk Frankfurt a.M. und Region, Jasmina Petković, Vorsitzende ver.di-Landesmigrationsausschuss Hessen, Giuseppe Carrieri, stellvertr. Vorsitzender ver.di-Landesmigrationsausschuss Hessen (Foto: ver.di Migration)