Wie eh und je – 30 Jahre Einsatz gegen Rassismus

Festakt des Kumpelvereins zum 30-jährigen Jubiläum in Berlin

Schon 1988 setzte Götz George als berühmter Tatort-Kommissar Schimanski ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, als er in einer Folge des Krimis mit der Gelben Hand am Revers auftrat. 30 Jahre nach der Gründung des Vereins 1986 durch die DGB-Jugend und die Redaktion des Gewerkschaftsmagazins „ran“ werden diese Zeichen mehr denn je gebraucht – denn Rassismus wird wieder salonfähig.

Am 11. November kamen daher über 100 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft aus ganz Deutschland in das IG-Metall-Bildungszentrum in Berlin, um in einem Jubiläumsfestakt zum einen an die Anfänge des Kumpelvereins zu erinnern und zu gratulieren – zum anderen jedoch auch um die aktuellen Herausforderungen zu fokussieren.

Manuela Schwesig, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, betonte in ihrer Festrede zu Ehren des 30. Gelbe-Hand-Geburtstags, wie wichtig das tagtägliche Einstehen für demokratische Werte sei: „Der Ton ist rauer geworden. Demokratie und Zusammenhalt sind unter Druck. Aber Demokratie und Zusammenhalt sind stark, weil sich viele Menschen dafür stark machen. So wie der Kumpelverein und die Kolleginnen und Kollegen, die gegen Fremdenfeindlichkeit im Betrieb klare Kante zeigen. Die Gelbe Hand ist ein Symbol, das sich festgesetzt hat: Mach meinen Kumpel nicht an! Und das haben engagierte Menschen über lange Jahre weitgehend ehrenamtlich gemacht. Das ist wichtig und wertvoll.“ Der Kumpelverein ist Teil des Bundesförderprogramms „Demokratie leben“ des Familienministeriums. Die Ministerin verlautbarte, dass die Mittel für die Demokratieförderung und den Kampf gegen Rechtsextremismus verdoppelt würden.

Auch für den Vorsitzenden des Kumpelvereins Giovanni Pollice ist das ein wichtiges Signal. Es sei essentiell, das gesellschaftliche Engagement zu fördern und viel stärker in den Vordergrund zu rücken: „Nach einer Studie der Evangelischen Kirche ist mehr als jeder zehnte Deutsche für die Flüchtlinge aktiv, das sind fast neun Millionen Menschen. Solche Zahlen machen deutlich – und das kann gar nicht oft genug gesagt werden – wer hier wirklich „das Volk“ ist; Pegida und AfD sind es jedenfalls nicht!“

Dass die Gewerkschaften gemeinsam mit der Gelben Hand auch zukünftig Rechtspopulismus und Rechtsextremismus entschieden entgegentreten und für eine plurale Gesellschaft einstehen, machte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann in seiner Rede deutlich: „Die Gelbe Hand steht als deutliches Zeichen für den gewerkschaftlichen Kampf gegen jede Form von Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit - sie steht für Weltoffenheit und die Akzeptanz von Unterschiedlichkeit.“

„Warum brauchen wir nach 30 Jahren den Kumpelverein?“ war die provokante Leitfrage der anschließenden Podiumsdiskussion. Die ehemalige Vorsitzende der Gelben Hand, Regina Görner (1993-2000), zeichnete die Anfänge und den gesellschaftlichen Kontext in den 1990er Jahren nach – Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, Mölln sind Chiffren der damaligen rassistischen Gewalt. Rassismus trat damals auch in der Mitte der Gesellschaft offen zu Tage, die Gelbe Hand unter Görner startete große sozialpartnerschaftliche Aktionen in den Betrieben. Heute, rund 20 Jahre später, brennen wieder Flüchtlingsunterkünfte. „Wir Demokraten müssen gegen Stimmungsmache und Hetze, auch in den Betrieben, klar Position beziehen. Demokratie muss jeden Tag neu verteidigt werden“, unterstrich der jetzige Vorsitzende Giovanni Pollice. Für Prof. Richard Stöss (FU Berlin) lägen die Ursachen für die Zunahme offen rassistischer, rechtspopulistischer Einstellungen auch an der Verschärfung sozialer Ungleichheit und Unsicherheit. Die Stimme der Jugend, sozusagen der Zukunft der Gelben Hand, vertrat der 21-jährige Dervis Dündar, Gewerkschafts- und Fördermitglied sowie Azubi bei der Continental AG in Hannover: „Es ist wichtig, dass wir junge Menschen uns gegen Rassismus und rechtes Gedankengut engagieren. Schon allein aus der Vergangenheit dieses Landes heraus.“ Am Ende waren sich alle im Saal einig, die Antwort auf die Ausgangsfrage lautet: Ja, wir brauchen die Gelbe Hand auch nach 30 Jahren – mehr denn je.