IG Metall: Vielfalt als Stärke, kein Platz für Rassismus

24. Ordentlicher Gewerkschaftstag der IG Metall vom 2. bis 6. Oktober in Nürnberg

Wie eine lange bunte Schlange sah es aus, das wohl längste antirassistische Banner der Welt. Es ist knapp 600 Meter lang, mehr als 5000 Menschen waren beteiligt. Damit strebt die „Initiative Respekt! Kein Platz für Rassis­mus“ der IG Metall den Rekord für das längste antirassistische Banner der Welt mit den meisten Mitwirkenden aller Zeiten an. Beim 24. Ordentlichen Gewerkschaftstag in Nürnberg haben Vertreter*innen der IG Metall Jugend und Hunderte Delegierte das Ergebnis monate­langer Arbeit präsentiert. Seit Anfang des Jahres wurden auf IG Metall ­Delegierten­- und Betriebsversammlungen, auf Kultur­- und Bildungsveranstaltungen, auf Musik­festivals und an Info­ständen viele kleine Banner mit Botschaften gegen rechten Hass zusammen­ genäht. Es wird demnächst zur Eintragung im Guinness­buch der Rekorde angemeldet. Das Banner ist ein kraftvolles Zeichen gegen Rassismus, das vom Gewerkschaftstag ausging. Aber es war bei Weitem nicht das einzige.

Unter dem Motto „Miteinander für morgen – solidarisch und gerecht“ fand vom 6. bis zum 12. Oktober 2019 der 24. Ordentliche Gewerkschaftstag der IG Metall statt: Alle vier Jahre treffen sich fast 500 Delegierte, beschließen die Arbeitsschwerpunkte für die nächsten Jahre und wählen einen neuen Vorstand. Die Delegierten der IG Metall haben Jörg Hofmann zum Ersten Vorsitzenden und Christiane Benner zur Zweiten Vorsitzenden wiedergewählt. Bestätigt wurden auch Jürgen Kerner als Hauptkassierer und Irene Schulz, Ralf Kutzner, Wolfgang Lemb und Hans-Jürgen Urban als geschäftsführende Vorstandsmitglieder. Unser Vorsitzender Giovanni Pollice war am Tag der Vorstandswahl ebenfalls vor Ort und gratulierte dem wiedergewählten Vorstand im Namen des Kumpelvereins und freut sich auf eine weiter- hin sehr gute Zusammenarbeit. Ebenfalls in Nürnberg, am Stand der Gelben Hand, war unsere Mitarbeiterin Arzu Simsek und Fördermitglied Thomas Kasper. Nach den Wahlen ging es inhaltlich zur Sache. Top-Thema der Anträge war die bevorstehende Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft durch die Digitalisierung sowie die Klima- und Mobilitätswende. Aber auch eine klare Abgrenzung nach Rechts. Für den Ersten Vor- sitzenden Jörg Hofmann gibt es da – wie er in seinen Reden mehrfach betonte – nur eines: „Klare Kante zu zeigen! Die Gesellschaft darf diesen Rechtsradikalen keinen Platz lassen. Keinen Platz für faschistische, rassistische und demokratiefeindliche Hetze!“ Daher arbeite die IG Metall mit zivilgesellschaftlichen, lokalen und bundesweiten, antirassistischen Bündnissen zusammen. Und auch im Betrieb, gerade in der Automobilindustrie mit der Präsenz der rechten Betriebsliste Zentrum Automobil, zeige die IG Metall eine klare Haltung. „Rechte setzen auf Ausgrenzung, Zukunftsverweigerung, Hetze und Spaltung und agieren sehr professionell, finanziert von Hintermännern der rechts- radikalen und faschistoiden Netzwerke“, warnte Hofmann. Er wiederholte und bekräftigte seine schon 2015 getätigte Äußerung: „Wer hetzt, der fliegt aus dem Betrieb und aus der IG Metall. – Das ist unsere klare Position. Ich bin stolz, dass unsere IG Metall auch in schwierigem Umfeld klare Kante zeigt, wenn es um die gesellschaftlichen Grundwerte von Demokratie, Würde und Freiheit geht.“

Die Zweite Vorsitzende Christiane Benner sieht in der Vielfalt innerhalb der IG Metall ihre Stärke. Menschen mit Migrationsgeschichte seien „selbstverständlicher Teil unserer IG Metall“, sagte die Zweite Vorsitzende Christiane Benner unter großem Applaus. So wachse die Gewerkschaft auch bei Mitgliedern ohne deutschen Pass, darunter etliche geflüchtete Kolleg*innen. „Diese Vielfalt macht uns stark“, so Benner. „Wir lassen uns nicht spalten – weder von Hundekrawattenträgern, noch von Politikern mit Nazi-Vergangenheit und Nazi-Vokabular.“ Das spiegelte sich in der Beschlusslage der Anträge wider. Die De- legierten beauftragten in einem Antrag den Vorstand der IG Metall mit der Erarbeitung einer umfassenden Strategie, um rechte Um- triebe in Gesellschaft und Betrieb zurückzudrängen. Nationalismus, Rassismus und Sexismus haben in der IG Metall keinen Platz, so die eindeutige Botschaft. Die IG Metall stehe mit ihren Werten für eine solidarische, offene, tolerante und vielfältige Gesellschaft und stelle völkisch-nationalistischer, rassistischer oder sexistischer Programmatik keine (Diskussions-)Räume zur Verfügung. Mit rechtspopulistischen Parteien wie der AfD könne und dürfe es daher keine Zusammenarbeit geben, wie die Delegierten beim Gewerkschaftstag in der Entschließung zur Gesellschaftspolitik einstimmig beschlossen haben. Sie sprechen sich dafür aus, die Aufklärungsarbeit zu intensivieren, zusätzliches Argumentationsmaterial gegen Rechtspopulisten und Rassisten zu erarbeiten und so Aktive im Betrieb in die Lage zu versetzen, diesen wirksam Widerstand zu leisten. Die Delegierten haben dazu eine bundesweite Diskussion auf allen Organisationsebenen der IG Metall über den Umgang mit Rechtspopulismus angestoßen. Die Strategie der IG Metall beinhaltet auch eine tiefgründige Ursachenforschung. Rechts- radikale und Populisten versuchten, den angestauten Frust und die Zukunftsängste der Menschen, gerade in abgehängten Regionen, zu instrumentalisieren. Diese Menschen hätten oft das Gefühl, kein Gehör zu finden, so die IG Metall.

Der Vorstand soll laut Beschluss des Gewerkschaftstags aber auch eine Richtlinie erlassen, die folgenden Inhalt hat: Mitglieder der IG Metall, die die Grundwerte für eine solidarische, offene und gerechte Gesellschaft nicht teilen, im oder außerhalb des Betriebes hetzen und rassistisches Gedankengut verbreiten, können nicht gleichzeitig die IG Metall im oder außer- halb des Betriebes als Betriebsrätin/Betriebs- rat oder Vertrauensfrau/Vertrauensmann oder in anderen Funktionen vertreten. Gleiches gilt für Funktionäre, die aktiv für rechtspopulistische Bewegungen und/oder Parteien in Erscheinung treten und Mandate für diese Bewegungen und/oder Parteien innehaben oder anstreben. Priorität hat für die IG Metall Über- zeugungs- und Aufklärungsarbeit, nicht Ausschluss oder Ausgrenzung. Der 21. März, Internationaler Tag gegen Rassismus, soll zu einem festen Bestandteil des politischen Kalenders der IG Metall werden. Dann sollen verstärkt Aktionen stattfinden. Die Gedenk- und Erinnerungsarbeit der IG Metall an die Opfer des Nationalsozialismus soll ausgeweitet, ein bundesweites Seminarangebot entwickelt werden. Der Gewerkschaftstag hat gezeigt, die IG Metall wird sich rechtspopulistischen, rechtsradikalen und nationalistischen Entwicklungen entgegenstellen – im Betrieb, auf der Straße, in der Gesellschaft. Der Kampf und die konsequente Abgrenzung gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung ist und bleibt eine zentrale Aufgabe für alle Metallerinnen und Metaller. Mehr Eindrücke, Bilder und Infos zu Anträgen und Reden rund um den Gewerkschaftstag findet ihr unter: https://www.igmetall.de/gewerkschaftstag-2019

v.l. Unser Vorsitzender Giovanni Pollice mit Mitarbeiterin Arzu Simsek und dem aktiven Fördermitglied Thomas Kasper an unserem Info-Stand.