Ergebnisse aus den qualitativen Expert*inneninterviews

Neues aus dem Kompetenznetzwerk „Demokratieförderung in der beruflichen Bildung“

Auch in der Sommerpause lag die Arbeit im vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ geförderten Kompetenznetzwerk „Demokratieförderung in der beruflichen Bildung“ nicht still. Die Fachstelle Fachpersonal des Kumpelvereins führt im Jahr 2020 eine Bedarfsanalyse durch, um ihre Angebote für Lehrer*innen an berufsbildenden Schulen und Ausbilder*innen in den kommenden Jahren entsprechend der Ergebnisse aufstellen zu können.

Im Rahmen der Analyse wurde im ersten Teil der Ist-Zustand der Bildungsmaterialien und Qualifizierungsangebote im Bereich der Demokratieförderung in der beruflichen Bildung ermittelt. Im zweiten Schritt wurden Expert*innen der beruflichen Bildung für qualitative Interviews ausgesucht. Berufsschullehrkräfte und Ausbilder*innen aus den Bundesländern Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Thüringen standen dem Projektpersonal in ca. zweistündigen Telefon-Interviews Rede und Antwort. Nach der Auswertung stehen nun die Ergebnisse der qualitativen Expert*inneninterviews bereit.

Bei der Auswertung wurde deutlich, dass das berufliche Selbstverständnis der Expert*innen über die Vermittlung von fachlichem Wissen hinausgeht. Die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und die Vermittlung von Soft Skills nehmen bei ihnen einen mindestens genauso großen Stellenwert ein. Besonders schätzen sie an ihrer Arbeit die große Vielfalt ihrer Schützlinge, die sie in einer spannenden Lebensphase begleiten dürfen, die sowohl neue Pflichten als auch neue politische Mitbestimmungsrechte mit sich bringt.

In Bezug auf Demokratieförderung sehen die Expert*innen eine große Notwendigkeit sozialpolitische Themen im Curriculum zu stärken, betonen darüber hinaus aber gleichzeitig auch, dass Demokratie als Haltung von jedem Einzelnen gelebt werden muss. Das versuchen sie zu fördern, indem sie junge Menschen zu demokratischen Engagement motivieren.

Wenn sie antidemokratische Tendenzen bei Schüler*innen, Azubis oder Kolleg*innen bemerken, lassen sie diese überwiegend nicht so stehen, sondern suchen die aktive Auseinandersetzung. In ihrer eigenen Ausbildung hat Demokratieförderung leider keine Rolle gespielt. Trotz großer Bereitschaft sich persönlich zu informieren und zu bilden, mangelt es an professionellen Fortbildungsangeboten zum Thema Demokratieförderung. Das private Engagement Weniger reicht nicht aus, um einen qualitativ hochwertigen Standard in der Demokratieförderung in der beruflichen Bildung zu etablieren. Aber genau an dieser Stelle kommt die Fachstelle Fachpersonal des Kompetenznetzwerks ins Spiel. Durch Qualifizierungsseminare und die Herausgabe von Lehrmaterial soll in den nächsten Jahren die Demokratieförderung in der beruflichen Bildung gestärkt werden.

Die größten Hindernisse bei der Umsetzung demokratiefördernder Projekte sind nach Expert*innenmeinung in erster Linie der Zeitmangel und die fehlende Unterstützung von Seiten der Schulleitung und des Kollegiums. Nicht zuletzt wurden die Erwartungen der Expert*innen an zukünftige Qualifizierungsseminare und Unterrichteinheiten ausgewertet. Um deren Inhalte und Durchführungsformate wird es im nächsten Schritt bei der bundesweiten Online-Umfrage noch genauer gehen. Die Ergebnisse der gesamten Bedarfsanalyse werden dann in der ersten Jahreshälfte 2021 veröffentlicht.