Engagement sichtbar machen, Rassismus entgegentreten

Gemeinsame Veranstaltung mit ver.di NRW-Süd gegen Rechtspopulismus

„Durch Begegnung und Austausch kann man Vorurteile überwinden, man bekommt eine andere Perspektive", erzählte Bettina Ricke-Schwarz, ver. di-Mitglied und Aktive in der Flüchtlingsarbeit, auf der gemeinsamen Veranstaltung von ver.di NRW-Süd und dem Kumpelverein im Bonner DGB-Haus. Sie würde sich jedoch mehr Öffentlichkeit für das tagtägliche, solidarische Engagement wünschen. Genau das war ein Ziel der Veranstaltung: das positive Engagement für Vielfalt und Integration in den Vordergrund rücken.

Unter dem Titel „Demokratie und Menschenrechte in Gefahr? Gewerkschaftliches und gesellschaftliches Engagement gegen Rassismus und Rechtspopulismus" konnte die Geschäftsführerin von ver.di NRW-Süd, Monika Bornholdt, rund 50 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter sowie interessierte Bonner Bürgerinnen und Bürger Anfang April im Bonner DGB-Haus begrüßen. In ihrem Grußwort betonte sie nochmals die gewerkschaftlichen Grundwerte der Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit, „die für alle gelten – unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Religion."

Eine politikwissenschaftliche Einordnung der Flüchtlingsdebatte nahm Prof. Frank Decker von der Universität Bonn vor. Als eine Ursache für das Aufkommen einer rechtspopulistischen Partei in Deutschland nannte er die politische Instrumentalisierung des Migrationsthemas. In Thilo Sarrazin sah er daher einen „geistigen Vorläufer" für die Rechtspopulisten der AfD. „Wir brauchen für die Migration nationale, europäische und globale Lösungen", forderte Decker. Auf die Herausforderungen des Rechtspopulismus für die Gewerkschaften ging Giovanni Pollice, der Vorsitzende des Kumpelvereins, ein. Prekäre Arbeitsverhältnisse und damit verbunden soziale Abstiegsängste seien oftmals ein Einfallstor für rassistisches Gedankengut, analysierte der Gewerkschafter. Umso wichtiger sei das betriebliche und gewerkschaftliche Engagement gegen Rassismus. Auch Pollice bemängelte, dass zu selten das Positive im Vordergrund stehe: „Tagtäglich setzen sich Millionen Menschen für ein solidarisches Miteinander ein, das zeigt, wer hier wirklich ‚das Volk‘ ist – Pegida und AfD sind es jedenfalls nicht!"

Im Anschluss stand das praktische Engagement im Fokus. Der Referent der Gelben Hand, Mark Haarfeldt, berichtete anschaulich, welche Ressentiments ihm in Workshops in Betrieben teilweise begegneten – und wie man sie entkräften könne. Elena Link Viedma, Flüchtlingskoordinatorin bei der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit und Lena von Seggern vom Diakonischen Werk Bonn blickten auf das große und vielfältige soziale Engagement in der Flüchtlingshilfe in der Bonner Region – warnten aber auch vor einer „Überforderung der ehrenamtlich Aktiven", weshalb es hauptamtlicher Unterstützung bedürfe. Insgesamt wurde deutlich, dass gelebte Solidarität, Begegnung und Engagement ein Bollwerk gegen Rassismus und Rechtspopulismus sind.