Demokratie mit Herz und Verstand

Preisverleihung des Wettbewerbs „Die Gelbe Hand 2016/2017“ in Mainz

„Wir sind alle nur Menschen – was zählt ist die Persönlichkeit, nicht die Nationalität“, appellierte die junge Lütfiye Mete leidenschaftlich an das Publikum. Die Schülerin hatte soeben gemeinsam mit ihren Klassenkameradinnen und -kameraden vom Friedrich-List Berufskolleg in Bonn den dritten Preis des Wettbewerbs „Die Gelbe Hand 2016/2017“ entgegengenommen. Prämiert wurde ihr selbstgedrehter Videofilm „Ich bin ein Mensch. Keine Chance den Vorurteilen!“, der Stereotype in der Gesellschaft thematisiert und diese auf eine sehr persönliche Weise entkräftet.

Das war nur einer von sechs Preisen, die insgesamt am 15. März auf der 11. Preisverleihung des Jugendwettbewerbs „Die Gelbe Hand“ in einem Festakt in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei in Mainz verliehen wurden. Über 100 interessierte Gäste aus der (Landes-)Politik, der Zivilgesellschaft und den Gewerkschaften nahmen an der Preisverleihung teil. Giovanni Pollice, Vorsitzender des Kumpelvereins, betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung des Engagements der Jugend für Demokratie und gegen Rassismus: „Die eingereichten Projekte spiegeln die vielfältigen Möglichkeiten des jugendlichen Engagements gegen Diskriminierung und Ausgrenzung und für Gleichbehandlung wider. Ich bin überwältigt von eurer Kreativität!“ Pollice forderte Antirassismus als Pflichtfach in Schulen und Berufsschulen einzuführen:„Die wehrhafte Demokratie wird nur Erfolg haben, wenn sie in den Köpfen und den Herzen verankert ist.“

Gastgeberin der Preisverleihung war die Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer. Zusammen mit dem Ersten Vorsitzenden der IG Metall, Jörg Hofmann, hatte sie die Schirmherrschaft für den diesjährigen Wettbewerb übernommen. Die Ministerpräsidentin bezeichnete Gewerkschaften als „Säulen der Demokratie“ und die Gelbe Hand als wichtiges, gewerkschaftliches Signal. Dass man auch heute noch gegen Rassismus in der Gesellschaft vorgehen müsse, mache sie regelrecht zornig: „Wir müssen immer wieder klar machen,wie wichtig es ist, dagegen Stellung zu beziehen und den Rassisten nicht das Feld zu überlassen.“Der Betrieb sei ein Spiegel der Gesellschaft, daher sei es richtig, dort präventiv bei jungen Menschen anzusetzen. Gewisse Kräfte in der Gesellschaft wollten diese spalten, der Wettbewerb sei ein Zeichen, dass „diese Gesellschaft in Vielfalt zusammenhält“.

Sie überreichte den ersten Preis an die Auszubildenden für Büromanagement des Paul-Spiegel-Berufskollegs in Dorsten für ihr Projekt„Hand in Hand Berufswelten in Dorsten entdecken“. Die jungen Azubis haben Geflüchteten aus einer internationalen Förderklasse Orientierungspraktika in lokalen Unternehmen vermittelt, um ihnen so den Zugang in den Beruf zu erleichtern.

Der zweite Preis ging an die Auszubildenden der Deutsche Bahn Services Gmbh Nordost aus Berlin. Mit ihrem Projekt „Ein Zuhause für die ChancePlus plus-Praktikanten“ setzten sie ein lebendiges Zeichen der Willkommenskultur, indem sie diverse Freizeitaktivitäten gemeinsam mit Geflüchteten durchführten. „Das ist echte Integration“,lobte der Laudator, der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, das Engagement. Denn die Gewerkschaften stünden, so Hofmann, für ein Gesellschaftsmodell der Solidarität: „Wir stehen für Miteinander und gemeinsames Handeln.“ Die Gelbe Hand sei in diesem Zusammenhang ein bekanntes Symbol und starker Partner im Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Gerade jetzt, wo rechte Kräfte wieder erstarkten und der Ton verrohe: „Demokratie muss jeden Tag neu verteidigt werden. Demokraten müssen gegen Stimmungsmache und Hetze klar Position beziehen – in der öffentlichen Diskussion, am Vereinsstammtisch und vor allem auch im Betrieb,dem bei der Integration von Flüchtlingen und Asylsuchenden eine ganz entscheidende Rolle zukommt.“Hofmann verwies auch auf das unlängst durch eine Initiative der IG Metall in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit auf den Weggebrachte Konzept eines Integrationsjahres.

Den dritten Preis überreichte der IG Metall-Vorsitzende den Schülerinnen und Schülern aus Bonn für ihren Film gegen Vorurteile und für das „Mensch-Sein“.

Den Sonderpreis der DGB-Jugend NRW verlieh der Bezirksjugendsekretär Eric Schley der IG Metall Jugend NRW. Ihre Initiative gegen Rechtspopulismus „Mit Herz und Verstand“ umfasste neben Bildungsarbeit zu den Themen Flucht und Integration,auch eine „Stammtischkämpfer-Ausbildung“, also Argumentationstrainings gegen rechte Parolen im Alltag. Prämiert wurde zudem die kreative Idee, Bierdeckel mit provokanten Thesen drucken zu lassen und sie in Kneipen zu verteilen.

Mit dem Sonderpreis des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland zeichnete die Bezirksjugendsekretärin Leonie Hein die Berufschülerinnen und –schüler des Technisch-gewerblichen Berufszentrums I in Saarbrücken aus. Ihr selbstgedrehter Film „Abseits“zeigt die verbindende Kraft des Fußballs,die Grenzen überwinden und Freundschaft schaffen kann.

Der Sonderpreis des Landes Rheinland-Pfalz ging an Yasmin Ölke und Shamama Butt von der Julius-Wegeler-Schule aus Koblenz. Sie haben die Fluchtthematik anschaulich und menschlich in einem Comic dargestellt.

In ihrem Schlusswort betonte die Geschäftsführerin des Kumpelvereins, Dr. Klaudia Tietze, dass die Gelbe Hand genau dieses vielfältige Engagement der Jugend auch in Zukunft fördern werde, denn: „Jeder Beitrag ist ein Stein im Mosaik der Demokratie.“

Ausführliche Beschreibungen der in diesem Jahr ausgezeichneten Projekte gibt es auf unserer Homepage unter: http://www.gelbehand.de/?id=215 

Bildergalerie: <link setz-ein-zeichen wettbewerb-20162017 bildergalerie>www.gelbehand.de/setz-ein-zeichen/wettbewerb-20162017/wettbewerb-20162017/bildergalerie/ 

Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Jörg Hofmann, 1. Vorsitzender der IG Metall, Giovanni Pollice, Vorsitzender des Kumpelvereins mit den Gewinnerinnen und Gewinnern des Wettbewerbs „Die Gelbe Hand“ 2016/2017